Die Aitrachaue – mehr Biodiversität durch Flurneuordnung
Im Rahmen der Flurneuordnung „Aitrachaue“ wurde ein artenarmes, intensiv landwirtschaftlich genutztes Gebiet in ein „Gäuboden-Paradies“ für Tiere und Pflanzen umgewandelt.
Das Projektgebiet befindet sich in Niederbayern, im Naturraum Gäuboden, der zu den besten landwirtschaftlichen Produktionsstandorten Bayerns gehört. Es liegt zwischen den Gemeinden Aiterhofen und Salching und wird von der Aitrach und dem Mühlgraben durchflossen. Die Aitrach verbindet die überregional bedeutsamen Biotope in den Donauauen mit den Lebensräumen im Donau-Isar-Hügelland. Dabei durchfließt sie den intensiv landwirtschaftlich genutzten Gäuboden.
Noch vor knapp 200 Jahren besaß die Aitrach einen mäandrierenden Lauf und mehrere Altwasser. Im Laufe der Zeit wurden viele dieser Mäander verfüllt, der Lauf der Aitrach begradigt und mit Wasserbausteinen befestigt, die Nutzung in der Aitrachaue intensiviert. Ein Altwasserarm wurde sogar zum Baugebiet. So gingen immer mehr Lebensräume für Pflanzen und Tiere verloren.
Bis Mitte des 20 Jahrhunderts dominierte die Wiesennutzung in der Aitrachaue, aber in Folge des schwindenden Viehbestands wurden viele Wiesen umgebrochen und als Acker genutzt. Diese Nutzung erfolgte meist bis an den Gewässerrand. Bei den häufig auftretenden Hochwassern kam es zu großen Humus-, Nährstoff- und auch Schadstoffeinträgen in die Aitrach. Dies wirkte sich negativ auf die Gewässergüte aus.
Der Reichtum an Pflanzen- und Tierarten, an Ökosystemen sowie die genetische Vielfalt innerhalb der einzelnen Arten ist bedroht. Hinzu kommt, dass oft auch wichtige Wanderachsen für Tiere und Pflanzen zerstört werden.
Auf freiwillige Initiative der Gemeinde Aiterhofen wurde nach einer Reihe von Einzelmaßnahmen im Rahmen der Flurneuordnung „Aitrachaue“ das ca. 130 Hektar große Gebiet in enger Zusammenarbeit mit vielen Beteiligten zu einem wichtigen ökologischen Trittstein im Biotopverbund entwickelt. Da die ökologische Verbesserung der Aitrachaue auf einer Länge von ca. 2.200 m oberhalb des Aiterhofener Ortsteils Geltolfing nur sinnvoll erschien, wenn die Neuordnung der Aue nicht an der Gemeindegrenze aufhört, wurden auch die Nachbargemeinde Salching und viele andere Beteiligte in das Projekt eingebunden.
Auf der Basis der Vorgaben des Landschaftsplans der Gemeinde Aiterhofen wurden folgende Haupt-Ziele verfolgt:
- Verhinderung, bzw. Reduzierung von Humus-, Nährstoff- und Schadstoffeinträgen in die Aitrach
durch Umwandlung von intensiv genutztem Ackerland in Grünland, Auwald oder Sukzessionsflächen in der gesamten Aue, insbesondere aber entlang von Aitrach und Augraben
- Schaffung einer Biotopverbundachse Donauauen - Gäuboden - Donau-Isar-Hügelland
Die Aitrach ist mit ihren begleitenden Wiesen und Biotopen eine wichtige Vernetzungsachse in der Landschaft. Entlang der Aitrach soll eine Kette von verschiedenen Biotopen geschaffen werden, an der Tiere entlang wandern und Pflanzen sich ausbreiten können.
- Entwicklung eines differenzierten Standort- und Nutzungsmosaiks zur Förderung der Biodiversität
Auf öffentlichem und privatem Grund sollen sich Auwälder, Sukzessionsflächen, Auwiesen, Feuchtbereiche, Weiher und Tümpel, Feldgehölze, Hecken und Säume sowie Streuobstbestände entwickeln.
Die vielfältigen Biotope entlang der Aitrach dienen den Tieren als Deckung, Kinderstube, Nahrungsbiotop, Überwinterungs- und Fortpflanzungsstätte. Sie sind deshalb auch für die angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen von Bedeutung und tragen dort zur Stabilisierung des ökologischen Gleichgewichts bei.
- Sicherung und Schaffung von Retentionsräumen
Schaffung von Retentionsräumen durch Humusabtrag in gewässernahen Bereichen, um Hochwasserspitzen besser abpuffern zu können
- Schaffung von Feuchtstandorten
als Lebensraum unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten, insbesondere für die seltene Wechselkröte
- Renaturierung des Augrabens
- Ökologische Verbesserung des Gewässerlaufs der Aitrach
- Bereicherung des Landschaftsbildes
- Naturorientierte Naherholung
Bisher durchgeführte Maßnahmen:
Nach einer Reihe von Einzelmaßnahmen wurde ein ökologisches Gesamtkonzept für den Bereich der Aitrachaue zwischen Kienoden und Geltolfing realisiert.
- Bereitstellung von Flächen für Auwälder und Sukzession
- Neuanlage von extensiv genutzten Auwiesen durch Mähgutübertragung oder Ansaat mit Regio-Saatgut
- Anlage von Gewässerrandstreifen
- Renaturierung des Augrabens zu einem lebendigen, ständig Wasser führenden Gewässer
- Schaffung von Retentionsräumen durch Humusabtrag in gewässernahen Bereichen und Aufbringen des Humus auf Äckern außerhalb der Aue
- Anlage von Feuchtbereichen
- Anlage eines Landschaftsweihers
- Pflanzung von Hecken und Bäumen autochthoner Herkunft
- Pflanzung von Streuobstwiesen mit alten und aktuellen Sorten
- Erschließung der Aitrachaue für die Naherholung („Auweg“)
- Information und Umweltbildung mit Hilfe von Schautafeln entlang des Auwegs
- Wiederansiedlung von seltenen autochthonen Pflanzen
Auch nach Abschluss des Flurneuordnungsverfahrens beabsichtigt die Gemeinde Aiterhofen das Projekt „Aitrachaue“ in ökologischer Hinsicht weiter zu entwickeln.